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Positives Bindungserbe - sicherer Bindungsstil

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Das Bindungserbe fällt in der Regel positiver aus, wenn...
  • wichtige Bindungsbedürfnisse nach Sicherheit, Geborgenheit, Liebe und Eigenständigkeit von den Eltern erkannt und befriedigt wurden,
  • positive Gefühle ausgedrückt und nicht vorenthalten oder ausschliesslich an Leistung geknüpft wurden,
  • negative Gefühle der Verletzlichkeit zu Hause offen gelegt und nicht in Wut umgewandelt wurden,
  • wenn Bedürfnisse nach dem Besprechen emotionaler Probleme positiv beantwortet wurden,
  • wenn Emotionen generell Platz hatten in der Familie.

Unsere Art und Weise, Emotionen in Beziehungen zu erleben, zu verarbeiten und auszudrücken hat sehr viel mit unserer persönlichen Geschichte zu tun.

Bedürfnisse nach Bindung und die entsprechenden Nähe-Bedürfnisse haben eine psychogenetische Grundlage. Wir sind bindungsorientiert. Es spielt deshalb eine grosse Rolle, welche Nähe-Bedürfnisse befriedigt wurden und welche nicht. Es spielt ebenso eine grosse Rolle, wie mit den negativen Emotionen der Verletzlichkeit (zoom-link) umgegangen wurde und ob man als Kind den unbefangenen Ausdruck von positiven Emotionen erleben konnte. Wie wurde mit Problemen und Konflikten zu Hause umgegangen? Haben Sie beispielsweise erlebt, dass Probleme und Konflikte pro-aktiv besprochen wurden? Oder wurde immer alles unter den Teppich gekehrt? Wie war der Umgang mit (intensiveren) Emotionen generell? Wurde vorgelebt, dass man emotionale Probleme für sich alleine "lösen" müsse?

Dieses psychologische Erbe nehmen wir mit in unsere eigenen nahen Beziehungen. Es ist dieses Erbe, das mitbestimmt, ob und wie wir selber Nähe eingehen, wie wir diese Nähe dann erleben und mit welchen Aspekten der Nähe wir uns schwer tun. 

Das Explorationssystem - der Zwillingsbruder des Bindungssystems

Um das Bindungssystem zu verstehen muss man den automatischen Zusammenhang verstehen mit seinem Zwilling: Dem Explorationssystem (zoom-link). Ein Kind kann seine Umwelt nicht neugierig erforschen, wenn es sich nicht sicher gebunden fühlt. Erst durch die Sicherheit an eine Bindung kann das Kind sich selbst, vor allem seine Umwelt und natürlich auch seine Mitmenschen voll wahrnehmen, erkennen und entsprechend erfolgreich all die Dinge lernen, die es braucht, um früher oder später erfolgreich auf eigenen Beinen zu stehen. Ist das Bedürfnis nach Absicherung und Schutz da, dann muss das Kind zuerst gesichert und geschützt werden. Wenn das erfolgt ist, dann kann das Kind sich auch wieder dem Spiel zuwenden, lernen, erforschen etc. Diese beiden Systeme hängen eng zusammen. Nur in einer relativen Sicherheit kann man gedeihen. Dieses Zusammenspiel der beiden Systeme ist auch auf erwachsener Ebene weiterhin gültig. Ist ihr Partner unsicher Ihnen gegenüber und braucht eine "sichere Bindungsantwort", dann müssen Sie ihm diese zuerst geben. Erst, wenn sich Ihr Partner wieder bindungsmässig sicher fühlt, kann man Beziehungsprobleme in Ruhe besprechen. Erst dann ist das Gegenüber wirklich offen zu hören, worum es geht und was das Problem gerade ist.

Frühere Partnerschaften

Zum Erbe gehören auch vergangene Partnerschaften und die damit verbundenen prägenden Erfahrungen: Zum Beispiel wenn Nähe-Bedürfnisse oftmals auf der Strecke geblieben sind oder eine Beziehung mit vielen Unsicherheiten erlebt wurde.

Erfahrung prägt

All diese Erfahrungen prägen unsere Gefühle und unser Verhalten in den nahen Beziehungen, die wir haben oder neu eingehen wollen. Solche Erfahrungen münden in der Regel in einen bestimmten Bindungsstil, der entweder sicher, ängstlich oder vermeidend ist.

In diesem Erbe sind einerseits unsere persönlichen Kompetenzen und Stärken, andererseits unsere Schwierigkeiten und Probleme enthalten, Partner für jemanden andern zu sein.

Es macht deshalb Sinn, gewisse Probleme unter diesem Gesichtspunkt anzuschauen oder sie speziell hervorzuheben.

Typische Bindungsprobleme im Zusammenhang mit dem Bindungserbe

Reaktionsmuster, die sich "alt" anfühlen, Gefühle, von denen Sie wissen, sie werden nicht hilfreich sein, falls Sie danach handeln würden und Defizite, denen Sie schon in früheren Bindungen in der einen oder anderen Form begegnet sind: Das sind Hinweise auf "wunde Punkte" aus Ihrem Bindungserbe. Hier könnte Bedarf vorhanden sein, Ihre "mentale Software" umzuschreiben, soweit dass es eben möglich ist.

Einige häufige Probleme, die mit dem Bindungserbe zusammen hängen:

  • Schwierigkeiten, eigene Bedürfnisse, Anliegen und den eigenen Willen in die Beziehung einzubringen (Selbstblockade: Erwartungen statt Bedürfnisse)
  • Angst vor zuviel Nähe: Bindungsängste
  • Angst vor zu wenig Nähe: Verlustängste
  • Macht, Dominanz: Angst vor der Einflussnahme des anderen aufgrund Nähe
  • Schwierigkeiten, intensive positive Emotionen zuzulassen und auszudrücken
  • Schwierigkeiten, intensive negative Emotionen der Verletzlichkeit konstruktiv auszudrücken
  • Ein "Zuviel" an emotionaler Selbstregulation: Emotionales nur mit sich selber ausmachen
  • Traumatisierende Vorerfahrungen.
  • "Wunde Punkte", also spezifische Verletzbarkeiten im Zusammenhang mit Nähe

Diese spezifischen Probleme mit der Nähe haben einen offensichtlichen Zusammenhang mit der eigenen Bindungsvergangenheit. In dem Masse, wie die Vergangenheit in die Gegenwart hinein strahlt, ist es hilfreich, solche Muster aus der Vergangenheit genauer anzuschauen.

Faktoren eines positiven Bindungserbes - Herausbildung eines sicheren Bindungsstils

  • Je öfter Sie zu Hause erleben konnten, dass der Ausdruck von intensiven positiven Gefühlen toleriert und akzeptiert, ja erwünscht war (zoom-link) , desto positiver wird das psychologische Erbe ausfallen. Denn als Kind und Jugendlicher hat man erleben können, wie positive Nähe entsteht und aufrecht erhalten bleibt.
  • Je grösser die Fähigkeit in der Herkunftsfamilie war, konstruktiv mit intensiven negativen Gefühlen der Verletzlichkeit umzugehen (zoom-link), desto positiver wird das Bindungserbe ausfallen. Denn als Kind und Jugendlicher hat man erleben können, wie positive Nähe wieder hergestellt und repariert wird. Zudem wurde erlebt, dass negative Emotionen, die geklärt werden, zu einer Vertiefung der Beziehung beitragen.
  • Je grösser die Fähigkeit in der Herkunftsfamilie war, Emotionen zuzulassen, sich dafür aktiv zu interessieren und ihnen unvoreingenommen und neugierig zu begegnen, desto positiver wird das psychologische Erbe ausfallen. Denn als Kind und Jugendlicher hat man gelernt, dass Emotionen wertvolle Informationen sind über die eigenen Bedürfnisse und Handlungsmotive.
  • Je grösser die Fähigkeit in der Herkunftsfamilie war, intensive Emotionen selber zu regulieren (zum Beispiel Angst vor etwas), ohne dass deswegen das Kind oder der Partner sofort "benutzt" werden muss, um sich zu beruhigen, desto positiver fällt das Bindungserbe aus. Denn als Kind und Jugendlicher hat man erleben dürfen, dass Geduld und Zeit sowie eine gesunde Distanz zu einem konstruktiven Umgang mit Emotionen gehören.
  • Je sicherer sich die Beziehung zu den erwachsenen Bindungsspersonen für Sie angefühlt hat, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie selber eine ausreichend grosse psychische Sicherheit haben. Das führt insgesamt zu einem sicheren Bindungsstil.