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Es gibt keine klare Antwort auf die Frage, wie sich ein konkreter Bindungsstil bei einem Menschen entwickelt und aus welchen Gründen.

Verschiedene Studien konnten zeigen, dass es einen leichten Zusammenhang gibt zwischen dem Bindungsstil in der Kindheit und dem Bindungsstil, den man später selber als Erwachsener hat. Die Forschung hat in der Vergangenheit versucht herauszufinden, wie sich ein "sicherer Bindungsstil" entwickelt. Dabei spielt eine fürsorgliche und sensible Mutter-Kind respektive Vater-Kind-Beziehung eine grosse Rolle. Aber eine "sichere" Beziehungsqualität alleine reicht nicht aus, um vorauszusagen, ob das Kind später als Erwachsener einen dominant sicheren Bindungsstil haben wird. Einer Gründerväter der Bindungstheorie, John Bowlby, dachte zwar so. Die Forschung konnte ihn nur teilweise bestätigen.

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Verschiedene Faktoren - das Zusammenspiel ist unklar

Andere Studien versuchten einen Zusammenhang nachzuweisen zwischen verschiedenen genetischen Einflussfaktoren und dem Bindungsstil. Auch hier sind gewisse Zusammenhänge nachweisbar.

Insgesamt spielt ein ganzes Mosaik an Faktoren eine Rolle. Zu den erwähnten gesellt sich auch das Temperament des Kindes, das eine eher genetisch geprägte Eigenschaft ist. Ist das Kind eher ruhig respektive nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen, dann kann es die "sicheren" Antworten der Eltern auch besser annehmen und mehr daraus machen. Auf der anderen Seite fällt es auch nervösen Eltern leichter, einem ruhigen Kind Sicherheit zu bieten.

Deaktivierung oder Hyperaktivierung versus grundsätzlich sicherer Modus

Gemäss Mikulincer et al. (Attachment in Adulthood, 2016) scheint es aber fast als sicher zu gelten, dass in den ersten Lebensjahren eine Art Prototyp des inneren "Arbeitsmodell" im Menschen festgelegt wird, welches die wichtigsten Annahmen und Überzeugungen zu Nähe, Beziehung und Selbst-Andere-Wahrnehumgen beinhalten. Dieser Prototyp ist Veränderungen gegenüber aufgrund Erfahrungen recht offen, aber er bleibt eine Art "Default-Modell", das auch dem späteren erwachsenen Menschen im Kern erhalten bleibt.

In diesem Default-Modell ist unter anderem festgelegt, ob ein Mensch sein Bindungssystem tendenziell eher "hyperaktiviert" (ängstlicher Typ) oder eher "deaktiviert" (vermeidender Typ). Sowohl die Hyperaktivierung wie auch die Deaktivierung sind Vorgehensweisen des angeborenen Bindungssystems, wahrgenommene Bedrohungen des Sicherheitsgefühls in nahen Beziehungen dem Bindungspartner zu signalisieren.

Der sichere Bindungsstil ist hingegen derjenige, der weder hyperaktiviert noch deaktiviert, weil er weniger häufig Bedrohungen für sein Sicherheitsgefühl in nahen Beziehungen verspürt als die beiden anderen Bindungsstile. Und wenn doch, dann geht er viel spontaner davon aus, dass der Partner da sein wird, um Schutz zu geben, Verständnis anzubieten und einen erlittenen Schmerz zu lindern.

Behält man für immer seinen Bindungsstil bei?

Es kann sehr wohl sein, dass Sie Ihr Leben lang den gleichen Bindungsstil beibehalten werden. Das ist sogar sehr wahrscheinlich, denn gut zwei Drittel aller erwachsenen Menschen bleiben sich in ihrem Bindungsstil "treu" und verändern ihn wenig. Es sei denn, sie müssen es oder wollen es, um ihre Beziehung weiterzubringen oder zu retten.

Menschen, die zahrleiche ängstliche Elemente in ihrem Bindungsstil haben, können das durch ein paar sichere Elemente teilweise kompensieren. Auch vermeidende Bindungspersonen sind nicht nur vermeidend, sondern haben unter Umständen einige sichere Elemente anzubieten. Und dominant sichere Bindungspersonen haben irgendwo ein vermeidendes und vielleicht ein paar ängstliche Reaktionsmuster. Deshalb ist der konkrete Bindungsstil einer Person nicht nur ein Persönlichkeitsmerkmal. Er ist auch eine Reaktion auf den jeweiligen Partner. Sie können Ihren Bindungsstil und desjenigen Ihres (Dating-) Partners hier online testen.

Erwachsene Bindung ist selbstgewählte emotionale Abhängigkeit, um stärker durchs Leben zu gehen. Sie ist stark in den Erfahrungen der Kindheit mit den Bezugspersonen zu diesem Zeitpunkt verwurzelt und hat ein angeborenes Fundament. Erwachsene Bindung ist, wenn ich mich für das emotionale Wohlergehen meines Partners verantwortlich fühle und umgekehrt mein Partner für mein emotionales Wohlergehen. Bindung ist ein gegenseitiges emotionales Zuhause, das ich sowohl erhalte wie auch meinem Partner zur Verfügung stelle. Es ist die sichere Basis, von der aus ich wieder "in die Welt nach draussen" ziehe, und es ist der sichere Hafen, bei dem ich Schutz suche, wenn es "in der Welt da draussen" stürmisch ist.

Bindungsstile können sich ändern!

Die Forschung hat gezeigt, dass gut ein Drittel der Erwachsenen ihren Bindungsstil aufgrund von konkreten Bindungserfahrungen wechseln. Es kann deshalb sein, dass ein ursprünglich sicherer Bindungstypus eventuell vermeidend oder ängstlich wird. Es kann auch sein, dass ein vermeidender Typus aufgrund einer Partnererfahrung viel mehr Nähe zulassen kann und sicherer wird. Ebenso ist es möglich, dass ein ursprünglich Vermeidender eher ängstlich wird.

Dank dieser relativen Flexibilität können erwünschbare Veränderungen gezielt angestrebt werden: Es ist also möglich zu lernen, ein Übermass an Deaktivierungen (Vermeidungen) zu reduzieren, genau so wie es möglich ist, sein Bindungssystem grundsätzlich beruhigen zu lernen (die Hyperaktivierung zu reduzieren).

 

{slider Literatur}

A. Levine, R. Heller (2010): Attached. The New Science of Adult Attachment and How It can Help You Find - and Keep - Love. (Paperback Edition: 2011). Penguin.

J. Bowlby (1988): A secure base: Clinical Applications of attachment theory. London: Routledge.

John Bowlby (1982): Das Glück und die Trauer, Herstellung und  Lösung von affektiver Bindung. Konzepte der Humanwissenschaften. Klett-Cotta

M. Mikulincer, P. R. Shaver (2016): Attachment in Adulthood (second edition). Structure, Dynamics and Change. The Guilford Press. NY

Grossmann/Grossmann (2004): Bindungen - das Gefüge psychischer Sicherheit. Klett-Cotta.

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