...oder wie sage ich's meinem Partner?
Was tun, wenn man als Partner nicht recht weiss, wie ein bestimmtes Problem anzusprechen ist, obwohl es drängt oder wichtig wäre? Immer wieder kann eine solche Situation entstehen, in der Gespräche notwendig wären, aber die Partner drücken sich davor. Sie fürchten sich vielleicht oder sie wissen schlicht nicht, wie sie an so ein Gespräch herangehen sollen.
Zwei Probleme statt nur eines
Wer also nicht weiss, wie er ein emotional bedeutsames Problem anspricht, hat zwei Probleme: Das eigentliche Problem und das Problem, nicht zu wissen, wie er darüber reden soll.
Solche Situationen führen oft zu einem Rückzug und zu Bindungsalarm. Dabei wäre die Bereitschaft zum Gespräch durchaus vorhanden. Allein die Hilflosigkeit vor solchen Gesprächen verhindert, dass die Partner dieses Bedürfnis nach Klärung auch umsetzen.
Tipp
Sie dürfen davon ausgehen, dass Ihr Partner oder Ihre Schwiegereltern (etc.) grundsätzlich die gleichen emotionalen Probleme im Leben haben können wie Sie.
In diesem Bereich gilt es mehr als irgendwo sonst: Wir alle kochen nur mit Wasser...
Hintergründe
- Grundsätzliche Schwierigkeiten, Emotionen und Gefühle auszudrücken
- Schwierigkeiten, eigenes inneres Erleben jemand anderem zu schildern
- Es bestehen bereits verschiedene Verletzungen aufgrund von vergangenen Gesprächen, die nicht gelangen
- Eine grosse Angst ist vorhanden, nicht verstanden zu werden. Auch hier können verletzende Vorerfahrungen eine hemmende Rolle spielen.
- Einer der Partner fühlt sich dem andern intellektuell oder sprachlich nicht gewachsen und hat entsprechende verletzende Vorerfahrungen, die ihn / sie hemmen.
Grundsätzliche Schwierigkeiten, Emotionen und Gefühle auszudrücken sowie Schwierigkeiten, das eigene innere Erleben jemandem zu schildern haben viel mit dem Bindungserbe zu tun. Das heisst mit der Art und Weise, wie wir Nähe als Kind und Jugendliche in der Herkunftsfamilie erlebt haben.
Verletzungen aufgrund negativen Gesprächserfahrungen (Unverstandenheit, Ablehnung) sind Probleme, die spezifisch mit der Gesprächskultur zu tun haben.
Merkmale und Folgen des Problems
- Oft gibt es Klagen des einen Partners, dass der andere auch bei wichtigen Problemen nie redet
- Rückzug und Vermeiden von Kontakt aufgrund von Hilflosigkeit
- Selbstvorwürfe, dass man feige sei oder unfähig, ein Problem anzugehen.
Beispiel
Umgang mit gemeinsamem Freundeskreis
Thomas und Barbara hatten unterschiedliche Bekanntenkreise. Mit der Zeit lernte Thomas Freunde und Kolleginnen von Barbara kennen und umgekehrt. Thomas fand das Kennenlernen des Freundeskreises von Barbara immer sehr spannend. Er kam auch immer gerne zu Einladungen mit oder freute sich, wenn Barbara jemanden nach Hause brachte.
Umgekehrt lernte Barbara auch Freunde von Thomas gut kennen. Thomas musste Barbara aber immer ein bisschen überreden, um sie zum Mitkommen zu bewegen. Mit der Zeit zog sich Barbara mehr zurück, sie kam nur noch gelegentlich. Sie hatte deutlich weniger Lust.
Daraus entstand für Thomas ein Problem, das ihn zunehmend beschäftigte. Er ging oft alleine zu seinen Freunden, ohne Barbara. Seine Freunde frugen ihn nach Barbara, wo sie geblieben sei. Thomas wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er konnte sich nicht vorstellen zu sagen, dass Barbara einfach keine Lust habe zu kommen. Er stellte sich vor, dass diese Wahrheit für seine Kollegen verletzend sein könnte. Und er merkte vor allem, dass er selber verletzt war. Wenn sie jedoch mitkam, dann war es immer anregend und ein positives Erlebnis, auch für Barbara.
Wenn es einen spontanen Anruf eines seiner Kollegen gab, dann fing er an, irgendwelche Gründe zu erfinden, um abzusagen. Eigentlich würde er gerne hingehen, er hatte aber keine Lust, alleine hinzugehen. Und noch weniger Lust hatte er, Barbara zu fragen, ob sie mitkomme, weil sie ausweichend antworten würde.
Thomas war in einer emotionalen Sackgasse angelangt. Er musste mit Barbara über dieses Problem reden, aber er wusste nicht recht wie.