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Konflikte zwischen den Geschlechtern auf dem Hintergrund der Evolutionspsychologie

Alltagsintuition und Alltagspsychologie würden bereits ausreichen, um die drei klassischen Bindungskonflkte zu benennen, die sich aus der evolutionsbiologischen Sichtweise ergeben:

  • Konflikte bezüglich Sex: Sexuelle Verfügbarkeit sowie Ausschliesslichkeit und Treue
  • Konflikte bezüglich Ansprüche der Herkunftsfamilien beider Seiten (Schwieger- und Blutsfamilie)
  • Konflikte rund um die Investition in den Nachwuchs und die Bindung selber (Zeit, Ressourcen, Statuserhalt, Wissen und Können der Partner)
  • Konflikte um das Partnerwertgefühl. Dieses Wertgefühl zueinander kann sich über die Zeit verändern und zu Paarproblemen führen. 

Zwischen Schimpansen und Vögel

Ähnlich zahlreichen anderen Spezies hat der Mensch das Konzept Bindung zwischen Nicht-Blutsverwandten entwickelt. Beim Menschen scheint die Bindung zwei Lebensstile zusammenbringen zu können. Beide Stile gehören zum Menschen: Einerseits den Schimpansen-Stil, andererseits den "Vogel-Stil". Wir leben wie die Schimpansen in grossen Gruppen. Im Unterschied zu den Schimpansen investieren aber beide Geschlechter viel Ressourcen, Zeit, Wissen und Können in den Nachwuchs. Wir verhalten uns somit gleich wie die meisten Vögel. Indem eine feste Partnerschaft eingegangen wird, entsteht eine Bindung, die gleich stark oder stärker sein kann als die (genetische) Blutsverwandschaft.

Funktionen der Bindung

Diese Bindung zielt darauf ab, sexuelle Ansprüche von Dritten ausserhalb dieser Bindung abzuwehren zugunsten der gemeinsamen Aufzucht von Kindern.

Die Bindung zielt ebenso darauf ab, genetisch begründete Ansprüche durch die Herkunfts- und Schwiegerfamilie einzuschränken (zoom-link). Das Abwehren dieser Ansprüche macht ebenso Ressourcen und Zeit für die eigene Zelle frei. Selbstverständlich existieren Ansprüche der Blutsverwandten weiterhin und werden oftmals befriedigt. Umso mehr als Herkunftsfamilien ein genetisches Interesse am Nachwuchs haben (im Falle der Grosseltern ist die genetische Identität  im statistischen Schnitt 1/4).

Genetische Mathematik der Bindung

Aber die genetische Mathematik der Bindung ist einfach: Wenn jegliche Ansprüche von Blutsverwandten ausgeschlossen würden, dann hätten die Partner mit gemeinsamen Nachwuchs zu 100% genetisch identische Interessen: Nämlich diejenigen ihres Nachwuchses. Er besteht zu 50% aus dem genetischen Erbmaterial der Frau und zu 50% aus dem Erbmaterial des Mannes (zoom-link).

 

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Partnerwahl aus evolutionsbiologischer und evolutionspsychologischer Sicht

Bei Frauen wie bei Männern sind bestimmte genetisch begründete Bindungspräferenzen im Laufe der Evolution unserer Art entstanden. Diese "Bindungserwartungen" haben sich über Tausende von Generationen während unserer afrikanischen Nomadenzeit herausgebildet und sind Gegentstand der Weitervererbung geworden:

Männer

  • Männer wollen fruchtbare Frauen. Fruchtbarkeit von aussen festzustellen ist eigentlich nicht möglich. Deshalb haben Männer Mechanismen entwickelt, um Fruchtbarkeit "zu erkennen". Vor allem ästhetische Kriterien wie Schönheit, Gesichtssymmetrie, volles Haar, Hüft-Oberkörper-Proportionen etc. sind solche äusserlichen Hinweise auf Fruchtbarkeit. Um Fruchtbarkeit festzustellen gäbe es heute deutlich bessere Verfahren.
  • Männer wollen treue Frauen. Letzteres vor allem, weil Männer Zeit und Ressourcen in den Nachwuchs investieren, ohne sicher sein zu können, ob sie ihre Gene tatsächlich weitervererbt haben. Männer gehen zudem in der Betreuung des Nachwuchses weit über den in der Anatomie und Biologie angelegten Mindeststandard hinaus. Der Mindeststandard ergibt sich aus der Tatsache, dass Männer um Sex konkurrieren müssen. Deshalb sind sie grösser und muskulöser im Schnitt. Ein systematischer Grössenunterschied zwischen Männchen und Weibchen führt im Tierreich in der Regel zu einer eher einseitigen Aufzucht des Nachwuchses durch die Weibchen. Nicht so beim Menschen!.

Frauen

Frauen wählen Männer vor allem in Funktion des zu erwartenden Investments in die Bindung und in den Nachwuchs aus, und zwar gemäss den Kriterien Anwesenheit/Zeit, Ressourcen und Status sowie Wissen und Können.

  • Frauen wollen Männer mit Ressourcen sowie Wissen und Können. Ob jemand über ausreichend Ressourcen verfügt oder über das Wissen und Können verfügt, solche Ressourcen herbeizuschaffen, ist, mit Ausnahme der physischen Statur, nicht von aussen sofort erkennbar. Deshalb hat die Evolution Frauen hervorgebracht, die nach Status der Männer Ausschau halten. Status ist ein Hinweis für die Fähigkeit, Ressourcen zu beschaffen, die dem eigenen Überleben und dem Überleben der Kinder zugute kommen.
  • Frauen wollen treue Männer, weil dadurch die Verfügbarkeit von Zeit am besten gewährleistet ist. Wer andere Frauen und eventuell weiteren Nachwuchs hat, hat viel weniger Zeit oder gar keine. Zudem nehmen die Ressourcen ab.

 

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Partneranzahl: Evolutionsbiologischer Impuls ist je nach Geschlecht unterschiedlich

Zwar gilt für beide Geschlechter: Unsere Gene verdrahteten unser Gehirn in einer Art und Weise, dass wir ultimativ die Tendenz haben, viele genetische (Teil-) Kopien von uns selbst zu "erschaffen". Allerdings dürfen die Kosten von möglichst viel Nachwuchs nicht höher sein als der daraus gezogene Gewinn. Das begrenzt den "genetischen Impuls", Nachwuchs zu erzeugen.

Die Kosten und die Gewinne sind beim Mann nicht die gleichen wie bei der Frau. Vor allem bezüglich der biologisch-genetischen Grundausstattung gibt es einen grossen Unterschied mit weitreichenden Konsequenzen:

  • Wenn eine Frau zur gleichen Zeit drei Sexualpartner hat, hat das keine Auswirkungen auf die Anzahl ihres Nachwuchses. Eine Frau kann nicht drei Mal gleichzeitig Mutter werden. Sie ist immer nur mit einem Kind schwanger, unabhängig von der Anzahl Partner.
  • Wenn ein Mann zur gleichen Zeit drei Partnerinnen hat, dann ist es möglich, dass er gleichzeitig drei Mal Vater wird.

Psychologosisch-genetische Konkurrenz zu diesem Impuls

Das ist ein entscheidender Unterschied zwischen den Geschlechtern mit weitreichenden Konsequenzen für das Geschlechterverhältnis. Männer haben eine Prädisposition zu mehreren Partnerinnen, während Frauen diese Prädisposition aus biologischer Sicht nicht haben. Diese Prädisposition tritt in Konkurrenz mit anderen genetisch-psychologischen Prädispositionen wie der Bindungsorientiertheit oder der Angeborenheit von Emotionen. Diese und andere genetische Grundeinstellungen halten bei Männern den Impuls, gleichzeitig mehrfach Vater werden zu können, in Schach oder annullieren ihn.

 

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Hintergründe des Bindungsverhaltens aus evolutionsbiologischer Sicht

Wir sind Tiere

Der Mensch ist ein Säugetier. Diese Tatsache bedeutet folgendes: Weibchen investieren mehr in den Nachwuchs als Männchen. Frauen verfügen über kostbare Eizellen, deren Produktion 20 bis 30 Tage dauert, dazu kommen neun Monate Schwangerschaft und etwa zwei Jahre (oder mehr) körpereigene Nahrungsmittelproduktion (Muttermilch). Der Mann hat einen 10 bis 20 Sekunden dauernden Samenerguss und Millionen von Spermien, die nach der Ejakulation innerhalb von ein paar Stunden erneuert werden können. Vier Jahre stehen hier vier Stunden Investition in den Nachwuchs gegenüber.

Dieser biologisch-genetische Investitonsunterschied zieht weitere Unterschiede zwischen Mann und Frau nach sich.

Hauptfolge des biologisch-genetisch bedingten Investitionsunterschied bei der "Nachwuchsproduktion"

Eine der Hauptfolgen ist der Grössenunterschied zwischen den Geschlechtern. Der Mann ist im Durchschnitt etwa 1.2 Mal grösser und muskulöser als die Frau. Der Unterschied verweist darauf, dass die Männer untereinander um Sex und Frauen konkurrieren. Die natürliche Selektion hat deswegen grössere und stärkere "Männchen" hervorgebracht. Grösser und stärker bedeutet tendenziell, mehr Chancen auf Sex bei den Weibchen.

Das anatomisch "grössere" Geschlecht konkurriert, um zu Sex zu kommen, weil das andere Geschlecht biologisch-genetisch programmiert ist, mehr in den Nachwuchs zu investieren. Biologische Grundinvestition in den Nachwuchs korreliert mit dem Aufwand zur Fortpflanzung. Ist die Grundinvestition hoch (wie bei Frauen), so bleiben weniger Zeit und Ressourcen für das Balzen und die sexuelle Konkurrenz. Ist die Grundinvestition niedrig, so bleiben mehr Zeit und Ressourcen fürs Balzen. Damit entsteht aber auch gleichgeschlechtliche Konkurrenz um das andere Geschlecht.

Daraus ergibt sich ein biologisch-genetisch begründeter Mindeststandard in der Verantwortungsübernahme bei der Aufzucht des Nachwuchses. Ein systematischer Grössenunterschied zwischen Männchen und Weibchen führt im Tierreich in der Regel zu einer einseitigen Aufzucht des Nachwuchses durch die Weibchen. Nicht so beim Menschen! Weshalb dem so ist, kann wohl nicht schlüssig erklärt werden.

Fakt ist einfach: Es ist so, dass beide Geschlechter sich um den Nachwuchs kümmern und nicht nur eines. Innerhalb der durch natürliche Selektion entstandenen Evolution der Tiere gibt es verschiedene Lebenstile rund um den Nachwuchs. Beim Menschen kommen zwei verschiedene Lebensstile zusammen. Einerseits der Schimpansen-Stil, also ein Leben in der Grossgruppe. Im Unterschied zu den Schimpansen kümmern sich aber die männlichen Mitglieder um den Nachwuchs, was sie ähnlich den meisten Vögel macht. Die "Vermählung" dieser beiden evolutionär herausgebildeten Lebensstile hat beim Menschen das Konzept der Bindung hervorgebracht (siehe auch Haupttext oben).

 

Hintergründe des Bindungsverhaltens aus evolutionspsychologischer Sicht

Bindungsorientiertheit ist psychogenetisch verankert

Das Konzept der Bindung macht es möglich, dass zwei Nicht-Blutsverwandte eine Beziehung (zwecks Nachwuchs) eingehen, welche gleich stark oder stärker sein kann als die genetische Blutsverwandtschaft.

Vor 190'000 Jahren und mehr

Die Spezies "Homo Sapiens" ist gemäss den meisten Schätzungen ungefähr 200'000 Jahre alt, wobei unsere Vorfahren (Habilis, Erectus etc.) hier nicht mitgezählt werden. Inklusive Homo Erectus ist die Spezies der Homo mehr als 1 Million Jahre alt. Unsere mentale Software hat sich genetisch-psychologisch in einer Welt herausgebildet, die während Hundertausenden von Jahren in etwa so aussah:

  • Männer gingen jagen und blieben für eine gewisse Zeit dem Clan und der Familie fern.
  • Frauen sammelten Nahrung und hüteten den Nachwuchs.
  • Es gab während dieser 99% unserer Menschheitsgeschichte keine Ernährung dank Haustierhaltung und Feldbewirtschaftung - das gibt es erst seit ca. 6000 bis 10'000 Jahren.
  • Sex führte zu Babies, ob wir das wollten oder nicht.
  • Frauen wurden ab Beginn ihrer Pubertät vermählt.
  • Männer wurden vermählt, als sie selbstständig auf die Jagd gehen konnten (meist ein bisschen nach Einsetzen ihrer Geschlechtsreife).
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Mit anderen Worten: Nomadentum war die Lebensform derer, die uns unsere noch heute gültige genetische Ausstattung auf den Weg gegeben haben. Anhäufung von Reichtum und Statussymbolen, inklusive zum Beispiel mehrere Ehepartner, war selbst für Clananführer eher unwahrscheinlich respektive selten. Akkumulation setzt Sesshaftigkeit voraus.

Afrikanische Nomaden sind wir

Wir sind alle "afrikanische Nomaden". Unsere Gene entwickelten sich in diesem Umfeld der natürlichen Selektion (Nomadentum in der Savanne). Unser Gehirn ist entsprechend dieser Lebensform noch heute auf diese Weise verdrahtet.

Trotz des oben erwähnten Investitionsunterschieds, trotz der Konkurrenz um Frauen und trotz der stark arbeitsteiligen Gesellschaft zwischen den Geschlechtern innerhalb dieses Nomadentums: Männer investierten viel Zeit und Ressourcen in ihren Nachwuchs. Männer gehen seit jeher weit über den in der Anatomie und Biologie angelegten Mindeststandard hinaus: Sie ernähren, beschützen und erziehen Nachwuchs.

Bindungsorientiertheit

Weil der Homo Sapiens (wie wohl auch Homo Habilis und Erectus) zwei Lebensstile, die im Tierreich oft auftreten, in sich vereint, ist das Konzept der Paarbindung entstanden. Wir leben einerseits in Grossgruppen (Gesellschaft) und andererseits kümmern sich beide Geschlechter um den Nachwuchs. Das Konzept der Bindung macht es möglich, dass zwei Nicht-Blutsverwandte eine Beziehung zwecks Nachwuchs eingehen, welche gleich stark oder stärker sein kann als die genetische Blutsverwandtschaft.

Bindung zwecks gemeinsamer Aufzucht von Nachwuchs scheint auch deshalb nötig, weil neugeborene Homo Sapiens einen noch langen Entwicklungsweg vor sich haben. Sie kommen sehr "unfertig" auf die Welt. Es erfordert viel Pflege, Schutz und Vermittlung von Wissen und Können, damit der Nachwuchs überlebt und sich selber fortpflanzen kann.

Diese Tendenz zur Bindung und die zahlreichen daraus abzuleitenden Verhaltensweisen sind in allen Kulturen und über alle Zeiten einander sehr ähnlich. Es ist deshalb davon auszugehen, dass diese Verhaltensweisen eine starke psychologisch-genetische Grundlage haben. Ebenso sind alle neuronalen Softwaremodule in unserem Gehirn, die mit Bindung zusammen hängen, stark psycho-genetisch vorgeprägt.

 

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Kognitive Nische des Menschen

Spezies oder Arten haben alle ihr eigenes Ökosystem, das ihnen ihre Erhaltung und Entfaltung ermöglicht. Gleichzeitig greifen alle Arten das Ökosystem anderer Arten an, um an Nahrung zu kommen. Jede Art hat wiederum Abwehrstrategien, um selber nicht "Nahrungsmittel" zu werden für konkurrierende andere Arten. Dieses Fressen- und Gefressenwerden ist ein ewiges evolutionäres Wettrüsten. Wir Menschen sind Teil dieser Natur und haben uns ganz speziell darauf ausrichten können.

Kausales Denken und soziale Kooperation

Mit "kognitiver Nische" bezeichnet man die Fähigkeit des Menschen, innerhalb kürzester Zeit intelligentes zielorientiertes Verhalten zu entwickeln, um sich auf Kosten anderer Arten und Spezies (Tiere und Pflanzen) zu erhalten und zu entfalten. Während alle anderen Arten nur über die unendlich langsame Evolution ("natürliche Selektion") neue Strategien der Selbsterhaltung, Selbstentfaltung, des Angriffs und der Abwehr gegenüber anderen Arten entwickeln können, kann der Mensch innerhalb eines einzigen Lebens unzählige Strategien des Angriffs und der Abwehr entwickeln, um besser zu überleben und sich entsprechend (genetisch) auszubreiten. Das heisst, der Mensch hat die Fähigkeit, durch kausales Denken und durch soziale Kooperation seine Umwelt so zu manipulieren, dass er seine Erhaltung und Entfaltungschancen für sich, seine Angehörigen und seinen Nachwuchs erhöht, ohne dass er warten muss, bis die natürliche Selektion ein entsprechendes nützliches Verhalten genetisch "fördert" und dann vererbt. Zudem hat der Mensch die Möglichkeit, erfolgreiches zielorientiertes Verhalten sofort und kostenlos dank Sprache weiterzugeben.

Diese Fähigkeit, intelligentes zielorientiertes Verhalten an den Tag zu legen, das die Langsamkeit der natürlichen Selektion umgeht, wird mit kognitiver Nische des Menschen bezeichnet (zoom-link).

Wichtigste neuronale Software: Emotionen

Die wichtigste mentale (neuronale) Software des Menschen ist allerdings nicht sein Denken. Denn das Denken gibt keine Richtung, keine Ziele, keine Bedürfnisse und Präferenzen vor. Intelligenz ohne Zielgerichtetheit wäre sinnlos. Diesen Job übernehmen die Emotionen. Emotionen sind Mechanismen des Hirns, die dem Menschen Ziele bei seiner Erhaltung und Entfaltung setzen. Analytisches Denken ist eine Auseinandersetzung mit diesen Zielen, Unterzielen und Unterunterzielen etc., welche sich aus der emotionalen Information ergeben.

Emotionen sind unsere komplexesten auf Neuronen basierenden Software-Module, welche uns Informationen liefern bezüglich unserer Motive, unseren Überlebenschancen, unseren Bedürfnissen und Präferenzen. Insbesondere stellen Emotionen Informationen zur Verfügung, dass wir Hindernisse auf dem Weg zum Ziel haben.

Wir können dank des Denkens die Hindernisse definieren und analysieren, die uns von den Zielen trennen und Lösungen suchen für die Ziele, Subziele, Subsubziele etc.