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Keine emotionale Intensität ohne Verletzlichkeit

  • Ohne Nähe können wir gewisse positive Emotionen in unserem Leben nicht intensiv genug erleben. Die gleiche Nähe intensiviert aber auch alle negativen Emotionen.
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  • Bei intensiven Emotionen sind wir verletzlich, egal, ob positive oder negative Emotionen.
  • Bindungen (Partnerschaften) sind Orte des intensiven emotionalen Erlebens und damit der emotionalen Verletzlichkeit.

Auf der einen Seite müssen wir jemanden dauerhaft und verbindlich in unsere Nähe lassen, wenn wir in unserem Leben intensive positive Emotionen wie Liebe, emotionale Sicherheit oder Wichtigkeit für einen andern Menschen erleben wollen. Ebenso braucht es diese Nähe, um mit dem Gefühl zu leben, dass jemand wirklich da für mich ist. Es sind tief verankerte Bindungsbedürfnisse unseres angeborenen Bindungssystems, die uns dazu motivieren, entsprechende Nähe zu anderen Menschen einzugehen und die damit verbundenen Emotionen zu erleben.

Negative Emotionen der Verletzlichkeit

Auf der anderen Seite intensiviert die gleiche Nähe aber auch negative Gefühle der Verletzlichkeit. Vor allem Angst, Unsicherheit, Traurigkeit, Verlassenheit, Hilflosigkeit, Erschöpfung, Scham und Schuldgefühle. Die erhöhte Intensität von positiven wie auch negativen Emotionen sind in der Beziehung zu unserem Partner oft eine grosse Herausforderung.

Verletzlichkeit bei intensiven positiven wie intensiven negativen Emotionen

Negative Gefühle erfolgreich zu regulieren gelingt vielen Partnerschaften nur bedingt. Ist die Partnerschaft in einer Krise, so kann man diese Krise emotional auch dadurch beschreiben, dass es nicht mehr gelingt,  Angst, Unsicherheit, Traurigkeit, Verlassenheit, Hilflosigkeit, Erschöpfung, Scham und Schuldgefühle in der Beziehung zu bewältigen, ohne dass diese negativen Gefühle in (kalte oder heisse) Wut umgewandelt werden.

Ebenso rechnen wir eigentlich nicht damit, Mühe zu haben, positive Emotionen auszudrücken wie zum Beispiel Liebe, Glücksgefühle, Zufriedenheit, Interesse, Stolz auf den Partner, aber auch anerkennende Emotionen wie Lob oder Dankbarkeit. Schliesslich gehen wir Bindungen unter anderem gerade deswegen ein, weil wir nur so solche Emotionen intensiv genug und dauerhaft erleben können. Aber auch bei intensiven positiven Emotionen ist die Verletzlichkeit da! Um diese Verletzlichkeit zu regulieren, behalten wir die positiven Gefühle für uns und unterbrechen den Ausdruck statt sie vor dem Partner verbal (oder in eindeutigen Gesten) auszudrücken.

Verletzlichkeit bei negativen Emotionen

Wenn wir aus Selbstschutzgründen zu oft, zu schnell und zu lange negative Emotionen der Verletzlichkeit (zoom-link) in Wut umwandeln, dann sind wir weniger verletzlich. Aber wir stellen zum Partner vor allem negative Nähe her. Sturheit, falscher Stolz oder Dominanzgebahren gehören ebenso zu diesen Schutzemotionen. Das alles sind letztlich wutbasierte emotionale Haltungen (anger based reactions).

Die Umwandlung in Wut ist der übliche "Regulationstrick", den wir anwenden, wenn es uns nicht gelingt, intensive negative Emotionen zuzulassen und vor dem Partner sichtbar werden zu lassen. Das Umwandeln in wutbasierte Reaktionen führt zu einem Protestverhalten, zum Beispiel in Form von Kritik, Nörgelei oder einer verbalen Aggression (Angriff). Das ist "heisse" Wut. Oder sie führt zu einem Rückzug in Form von kalter Wut (Schweigen, den Kontakt meiden, kurzangebundene Reaktionen).

 

Verletzlichkeit bei positiven Emotionen

Wenn wir aus Selbstschutzgründen die positiven Emotionen für den Partner nicht ausdrücken (zoom-link), dann sind wir zwar nicht oder weniger verletzlich, aber wir stellen zum Partner keine Verbindung her.

Das Zurückbehalten, Unterbrechen oder Vorenthalten von positiven Emotionen gegenüber dem Partner ist der übliche "Regulationstrick", den wir verwenden, um die Verletzlichkeit bei intensiven positiven Emotionen zu verringern. Das Unterbrechen von positiven Emotionen führt auf Dauer beim Partner zu Unsicherheit, ob die Bindung überhaupt erwünscht ist. Bei einem selber führt es zu einer veränderten negativ geprägten Stimmung.

 

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Emotionale Selbstregulation

In einer Partnerschaft entsteht regelmässig die Situation, dass der Partner nicht das gleiche Bedürfnis hat, nicht genau so reagieren kann, wie man es gerne hätte und sogar manchmal nicht da sein kann, obwohl man ihn wirklich braucht. Das Bindungsgefühl zum Partner muss trotz diesen unvermeidbaren Situationen aufrecht erhalten bleiben. Deshalb müssen wir das Bindungsgefühl von alleine, ohne Zutun des Partners, intakt behalten können. Bis zu einem gewissen Grad sind wir gezwungen, uns emotional selber regulieren.

Bei negativen Emotionen, die wir nicht über den Partner regulieren können, braucht es dazu Selbstberuhigung in Form von sich trösten können, sich selber Zuspruch geben, sich alleine die Angst und die Sorgen nehmen, Ruhe zu bewahren, eine gewisse Zuversicht wieder herstellen und eventuell sich Hilfe und Unterstützung holen etc.

Bei positiven Emotionen drückt sich die Selbstregulation dadurch aus, den Bodenkontakt nicht durch übertriebenen Enthusiasmus und dergleichen zu verlieren. Aber sie drückt sich auch durch die Bereitschaft aus, den emotionalen Ausdruck der positiven Emotion nicht zurückzubehalten, sondern als Erster, vorgeordnet und nicht nachgeordnet zu riskieren, obwohl man (noch) nicht weiss, ob der Partner ebenso wohlwollend und positiv reagiert. Es ist nämlich schwieriger, als Erster zu sagen: "Ich liebe dich". Hingegen ist es viel einfacher, nachgeordnet zu sagen: "Ich dich auch". Wer zuerst die positiven Emotionen ausdrückt, ist verletzlicher. Deshalb besteht das Resultat einer gelungenen (Selbst-) Regulation von positiven Emotionen immer auch darin, die positive Emotion trotz der Verletzlichkeit auszudrücken.

 

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Emotionale Intensität erhöht Verletzlichkeit

Die Intensität, die durch Nähe entsteht, macht uns verletzlicher. Intensive Emotionen zu zeigen und auszudrücken empfinden wir deshalb ab einem gewissen Grad als riskant. Die Verletzlichkeit entsteht durch die physiologischen Prozesse, an die alle echten Emotionen neurobiologisch verknüpft sind. Das Erregungsniveau oder "arousal" (zoom-link) ist natürlicherweise erhöht, wenn Emotionen intensiver werden. Der Umgang mit dieser natürlichen Verletzlichkeit ist entscheidend dafür, ob es den Partnern gelingt, Nähe herzustellen und aufrecht zu erhalten. Bindungen sind "Orte" des intensiven emotionalen Erlebens und damit auch der emotionalen Verletzlichkeit.

 

Emotionale Intensität ist körperlich

Emotionale Intensität erhöht den Puls, beschleunigt die Atmung, die Muskelanspannung nimmt zu, der Körper wird wärmer (Schwitzen), das körperliche Gleichgewichtsgefühl fühlt sich wackliger an, die Durchblutung wird beschleunigt. Komplexe Prozesse wie Hunger, Schlaf und Aufmerksamkeitsvermögen (Konzentration) werden von emotionaler Intensität ebenso stark mitreguliert.

Emotionen haben eine ausgeprägte Verankerung in körperlichen, physiologischen Prozessen. Deshalb können wir uns emotional auch verletzt fühlen, so als ob uns jemand tatsächlich physisch eine Verletzung zugefügt hätte. Genau diese enge Anbindung zwischen Emotionen einerseits und körperlichen Prozessen andererseits macht die Verletzlichkeit aus. Echte Gefühle, egal ob positive oder negative, sind stark im Körper verankert. Es ist unmöglich, die physiologischen Prozesse vollständig zu unterdrücken oder sie komplett zu manipulieren. Gefühle und Emotionen, die unecht sind oder gespielt, zeichnen sich dadurch aus, dass sie wenig "Körperlichkeit" besitzen (falsche Mimik, wenig Ausdruck etc.).